Schwarzes Herz in einem Notizbuch

Letztendlich zählt nur das Eine!

Letztendlich zählt nur das Eine!

Dieser Beitrag wird jetzt sehr persönlich. Ich habe lange überlegt, ob ich darüber schreiben soll, denn nach meinem Empfinden ist es ein Tabu-Thema. Aber ich spüre seit mehreren Tagen das Bedürfnis zu schreiben.

Das Thema Tod löst bei den Menschen unterschiedliche Reaktionen aus und jeder geht damit anders um:

  • Die einen lenken vom Thema ab
  • Die anderen werden schon nervös, wenn man das Thema anspricht
  • Die anderen hinterfragen alles
  • Die, die darüber hinwegsehen
  • Die einen leben alle Emotionen aus
  • Wiederum die anderen sehen es als etwas ganz Natürliches an

Ich bin diejenige, die alle Emotionen durchlebt, spürt, äußert und ihr Verhalten darüber ändert, zum Leidwesen meiner Mitmenschen. Zum Beispiel fange ich ständig an zu reden, werde hektisch, putze ständig, räume auf und brauche gleichzeitig viel Nähe sowie Distanz.

WARUM UND WORÜBER SCHREIBE ICH?

Vor ein paar Tagen ist ein Familienmitglied verstorben. Ganz plötzlich. Der Umzug in eine Seniorenresidenz stand an. Ganz unerwartet und rasant ging es plötzlich mit der Gesundheit bergab. Die Lunge lief voller Wasser, weil das Herz zu schwach wurde zum Pumpen. Eine Sepsis schlich sich ein. Der Kreislauf versagte und die Nieren stellten die Funktionen ein. ZACK – KÜNSTLICHES KOMA UND BEATMUNG. Nach vielen Gesprächen mit dem Arzt und Einblick in die Patientenverfügung (alles per Telefon, denn es trennten uns 400 km) war der Weg eindeutig. Wir zündeten als Familie eine Kerze an und nahmen von unserem lieben Mensch Abschied.

Auf die Intensivstation durften wir nicht, da eine Covid-Infektion bestand. Mein Mann hätte gerne die Hand gehalten und wäre den letzten Weg mitgegangen. So blieb uns nichts anderes übrig, als in Erinnerungen zu schwelgen. Wir erzählten über Erlebnisse als Kind, über gemeinsame Urlaube, über Streitereien und überlegten, welche Werte dieser Mensch hatte.

AM ENDE ZÄHLT NUR DAS EINE!

Mir fiel in den ganzen Gesprächen auf, dass wir nicht einmal darüber gesprochen haben, was dieser Mensch im Leben erreicht hat. Das machte mir bewusst, dass es egal ist, ob du als Elternteil eine große Firma mit 40 Angestellten besitzt oder mit deiner Familie in einem großen Haus lebst. Man bewertet nicht das Auto und bewundert den Menschen, weil er sich ein SUV  leisten kann. Uns fielen viele Erlebnisse ein, die mit Emotionen, Berührungen und Nähe zu tun hatten. Unsere Erinnerungen waren auf der Gefühlsebene. Und jetzt stelle dir mal vor, du würdest sterben.

An was würde sich dein Kind erinnern?

Ich schreibe hier mit Tränen in den Augen weiter, weil ich mir dieselbe Frage gestellt habe. Da ich keine Kinder habe, erinnere ich mich an Momente mit meinen Eltern. Einige prägnante. Was auch unter anderem dazu führte, dass ich das mache, was ich mache. Es ist die Erinnerung an meinen Vater. Wie er da so vor meinem Bett sitzt und aus dem großen braunen Buch vorliest. Meine Mutter hat dies nicht getan, aber sie ging fast täglich mit mir in einen Tierpark. Jedes Erlebnis spürte ich anders. Der Unterschied zwischen diesen beiden Erinnerungen ist, dass sie mich unterschiedlich im Herzen berührt haben. 

Es gibt noch mehr Erinnerungen. Auch mit meiner Mutter verbinde ich sehr geborgene Momente. Aber das waren Situationen, die mir persönlich sofort einfielen. Als mir das Ganze bewusst geworden ist, bestärkte es mich in meiner Vision, dass ich Familien dazu bewegen möchte, mehr vorzulesen. Denn das sind Erlebnisse, an die sich dein Kind oder Enkelkind in 40 Jahren noch erinnern wird. Hier ist Liebe, Nähe und Geborgenheit mit im Spiel. An die sich dein Kind erinnern wird, weil diese Gefühle sich einprägen werden. Gegenstände nicht.  

Vielleicht magst du einmal ein Buch zum Thema Tod vorlesen, weil es die Situation erfordert. Dann hätte ich hier ein paar Tipps für dich:

  1. Ein Himmel für Oma  – Ein Bilderbuch über das Sterben und den Tod von Antonie Schneider und Betina Gotzen-Beek
  2. Ein Ort für meine Traurigkeit – übersetzt von Mechthild Schroeter-Rupieper
  3. Heute bin ich – von Mies van Hout
  4. Leb wohl, lieber Dachs – von Susan Varley
  5. Geht Sterben wieder vorbei? – von Mechthid Schroeter-Rupieper und Imke Sönnichsen

Schnapp dir jetzt ein Buch zum Vorlesen, denn es ist eine Erinnerung fürs Leben.

Deine Nadine

P.S.: Wenn du selbst oder gerade für dein Kind eine Trauerbegleitung brauchst, dann schaue dir gerne von die Homepage Vanessa Pivit  an. Sie hat gute Tipps, wie das Thema mit Kindern einfühlsam erlebt werden kann.

www.trauerbegleitung-pivit.de